Sailing4handicaps: DIE MISSION HAT BEGONNEN
25. Oktober 2015

Sailing4handicaps: DIE MISSION HAT BEGONNEN

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25. Oktober 2015

Wir müssen es zugeben, es ist wahr: unser Projekt hat bereits vor Monaten begonnen, unser Blog ist trotzdem leer geblieben. Es klingt vielleicht ein bisschen komisch, aber auch im 21. Jahrhundert ist es nicht so einfach auf hoher See eine Internetverbindung zu finden. Aber jetzt sind wir hier, um euch über die vergangenen Wochen zu informieren.

Anfang des Sommers haben wir das gute, alte Deutschland Richtung Süden verlassen, dabei haben wir Seemeile um Seemeile hinter uns gelassen und auch gleichzeitig mehrere europäische Länder. Vielleicht fragt ihr euch, wie es ist auf einem Boot zu leben. Die Antwort ist ganz einfach: einer Emotion folgt die nächste! Die See und seine Bewohner sind so wundervoll – das Herz hört für einen Moment auf zu schlagen. Um im nächsten Moment wieder schnell zu schlagen, wenn die Wellen immer größer werden und der Wind in die Segel bläst.

Die Imagine ist erstaunlich: unser kleines Baby hat uns sicher bis nach Portugal gebracht. Manchmal segelnd wie eine Prinzessin, manchmal gelangweilt mit tuckerndem Motor, dann wieder glücklich segelnd auf hohen Wellen. Für uns war das auf jeden Fall ein wichtiger Test, bevor wir den Atlantik überqueren werden – aber wir sind ein wirklich starkes Team und werden niemals aufgeben!

Nach Monaten in Europa kam für uns endlich die Zeit, nach Marokko zu segeln, um dort unseren ersten Patienten helfen zu können. Dabei war es gar nicht so einfach nach Marokko zu kommen. Ein Tiefdruckgebiet über dem Ostatlantik begleitete uns den ganzen Weg über – mit heftigem Wind bis zu einer Stärke von 30 Knoten. So müsst ihr euch das vorstellen: „Superkapitän“ Wojtek steuert eine über das Wasser fliegende Imagine, während eine am Bein verletzte Elena ihn hoppelnd unterstützen will??? Doch genau so war es und so hat uns Marokko willkommen geheißen. Eigentlich war unser Plan nach Safi zu segeln, aber der Sturm zwang uns, in der Bucht vor Mohammedia vor Anker zu gehen, wo uns eine kleiner, aber feiner Yachthafen Schutz anbot.

Jetzt sind wir da! Kaum angekommen, begann für uns die Arbeit. Vor drei Tagen traf auch unser Orthopädiemechaniker Christoph Ganter ein, ein guter Freund aus Deutschland, mit dem Wojtek bereits seit Jahren zusammenarbeitet.

Christoph kam in Marrakesch an, wo sich das Orthopädie-Center befindet, in dem er auch arbeiten kann. Keine zwei Stunden nach seiner Ankunft war der Bayer Christoph schon bei der Arbeit. Die ersten zwei Tage verbrachten wir damit, die Patienten zu treffen, genau Maß zu nehmen und die Negativ-Abdrücke der Beinstümpfe anzufertigen. Ein harter Job, wenn man berücksichtigt, dass wir 15 ganz unterschiedliche Patienten mit unterschiedlichen Bedürfnissen versorgen wollen. Aber eines ist ihnen allen gemeinsam: das Lächeln für ein Geschenk, das sie bekommen werden.

Was bedeutet das eigentlich, ein Bein in Marokko zu verlieren? Sie sind vom alltäglichen Leben ausgeschlossen, viele haben ihre Arbeit verloren und große Schwierigkeiten. Das fängt bei einem Kind an, das nicht mehr zu Schule geht, weil es von den Mitschülern gehänselt wird. Und hört bei einem Familienvater auf, der endlich einmal wieder gemeinsam mit seinen beiden kleinen Töchtern spielen würde. Ihr versteht bestimmt wie sehr uns das Lächeln dieser Menschen glücklich macht.

Der dritte Tag war für alle besonders anstrengend: die Negativabdrücke wurden mit Gips befüllt, um einen Positivabdruck zu bekommen. Wir waren alle komplett mit weißem Pulver bedeckt. Wahrscheinlich wird unsere Waschmaschine heute Abend eine Extrarunde drehen müssen.

Christoph behandelt den Gips wie ein wahrer Künstler – wäre da nicht der bayerische Akzent, ich würde ihn Michelangelo nennen. Heute Abend gehen wir zurück an Bord, morgen sollen dann die ersten Prothesen gebaut werden. Darauf sind wir sehr gespannt!

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